Universität Oldenburg koordiniert niedersächsischen Forschungsverbund zur Energiewende
Oldenburg. Fragen zur intelligenten Energieversorgung von morgen und zur Energiewende stehen im Mittelpunkt des neuen Forschungsverbund Intelligente Netze Norddeutschland (Smart Nord), den das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) mit 3,6 Mio. Euro drei Jahre lang fördert. Die Universität Oldenburg koordiniert das Projekt, in dem das Oldenburger Informatik-Institut OFFIS, das Energieforschungszentrum Niedersachsen (EFZN), die TU Braunschweig, die Universität Hannover, die TU Clausthal und das EWE-Forschungsinstitut NEXT ENERGY interdisziplinär Konzepte und Technologien entwickeln, um den Ausbau Erneuerbarer Energien durch intelligente Stromnetze (sogenannte Smart Grids) zu unterstützen.
Niedersachsens Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka betont: „Erstmals forschen über 40 Wissenschaftler aus ganz Niedersachsen gemeinsam und fächerübergreifend an der Energiewende. Längst ist bekannt, dass regenerative Energieerzeuger ohne neue Netzstrukturen schnell an ihre Versorgungsgrenzen stoßen. Wir wollen daher Modelle entwickeln, die eine Vielzahl von unterschiedlichen Energiequellen intelligent in ein stabiles Stromnetz einbinden können.“
Prof. Dr. Babette Simon, Präsidentin der Universität Oldenburg, erklärt: „Die maßgebliche Beteiligung der Universität Oldenburg an dem neuen Forschungsverbund ist auch Ausdruck unserer national und international anerkannten und seit über 30 Jahren vorhandenen hohen Kompetenz auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien.“
Die Zunahme dezentraler Stromerzeuger und insbesondere der Ausbau Erneuerbarer Energien machen es erforderlich, dass die bislang von konventionellen Großkraftwerken geleisteten Aufgaben für einen stabilen und zuverlässigen Betrieb des elektrischen Netzes zukünftig von einer Vielzahl kleinerer Anlagen wie Windkraftanlagen, Blockheizkraftwerke, speichergestützte Photovoltaikanlagen oder Elektrofahrzeuge übernommen werden können. Um das zeitkritische Zusammenspiel der dezentralen Anlagen zuverlässig zu koordinieren, sind neue Methoden zur Steuerung von Erzeugung und Verbrauch notwendig. Dabei setzen die Forscher verstärkt auf sogenannte „naturanaloge“ Ansätze der Informatik, bei denen beispielsweise selbstorganisierende Regelsysteme staatenbildender Insekten auf das höchst komplexe System der Energieversorgung übertragen werden. Ein weiterer zentraler Forschungsgegenstand ist das Stromverteilnetz selbst, das im Hinblick auf seine Stabilität bei den neuen Betriebsweisen und der neuen Verwendung von Betriebsmitteln untersucht wird.
Darüber hinaus untersucht SmartNord neue Mechanismen für Energiemärkte – insbesondere im Hinblick auf koordinierte Verbünde kleiner Stromerzeuger, die gemeinsam am Markt auftreten wollen. Vor dem Hintergrund der für Niedersachsen wichtigen Rolle der Windenergie im Onshore- und Offshore-Bereich leisten neu zu entwickelnde Prognosemodelle einen wichtigen Beitrag für einen optimierten und stabilen Betrieb des Gesamtsystems.
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jürgen Appelrath, Sprecher des Energie-Bereichs im OFFIS ergänzt: „In diesem Forschungsverbund spielt zu unserer Freude die Energieinformatik eine tragende Rolle: Ohne moderne Informations- und Kommunikationstechnik und neue Informatikmethoden ist das höchst komplexe System unserer künftigen Stromversorgung nicht zu beherrschen. In SmartNord werden wir in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus der elektrischen Energietechnik hierzu neue Zugänge entwickeln.“
Für die Teilnahme an dem Forschungsverbund konnten sich Niedersächsische Hochschulen mit ihren Konzepten bewerben. Nach der Begutachtung durch die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen wählte das MWK die teilnehmenden Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus.