Tuesday, 28. February 2012
Oldenburg. Fragen zur intelligenten Energieversorgung von morgen und zur
Energiewende stehen im Mittelpunkt des neuen Forschungsverbund Intelligente
Netze Norddeutschland (Smart Nord), den das Niedersächsische Ministerium für
Wissenschaft und Kultur (MWK) mit 3,6 Mio. Euro drei Jahre lang fördert. Die
Universität Oldenburg koordiniert das Projekt, in dem das Oldenburger
Informatik-Institut OFFIS, das Energieforschungszentrum Niedersachsen (EFZN),
die TU Braunschweig, die Universität Hannover, die TU Clausthal und das
EWE-Forschungsinstitut NEXT ENERGY interdisziplinär Konzepte und Technologien
entwickeln, um den Ausbau Erneuerbarer Energien durch intelligente Stromnetze
(sogenannte Smart Grids) zu unterstützen.
Niedersachsens Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka betont:
„Erstmals forschen über 40 Wissenschaftler aus ganz Niedersachsen gemeinsam und
fächerübergreifend an der Energiewende. Längst ist bekannt, dass regenerative
Energieerzeuger ohne neue Netzstrukturen schnell an ihre Versorgungsgrenzen
stoßen. Wir wollen daher Modelle entwickeln, die eine Vielzahl von
unterschiedlichen Energiequellen intelligent in ein stabiles Stromnetz
einbinden können.“
Prof. Dr. Babette Simon, Präsidentin der Universität Oldenburg, erklärt: „Die
maßgebliche Beteiligung der Universität Oldenburg an dem neuen
Forschungsverbund ist auch Ausdruck unserer national und international
anerkannten und seit über 30 Jahren vorhandenen hohen Kompetenz auf dem Gebiet
der Erneuerbaren Energien.“
Die Zunahme dezentraler Stromerzeuger und insbesondere der Ausbau Erneuerbarer
Energien machen es erforderlich, dass die bislang von konventionellen
Großkraftwerken geleisteten Aufgaben für einen stabilen und zuverlässigen
Betrieb des elektrischen Netzes zukünftig von einer Vielzahl kleinerer Anlagen
wie Windkraftanlagen, Blockheizkraftwerke, speichergestützte
Photovoltaikanlagen oder Elektrofahrzeuge übernommen werden können. Um das
zeitkritische Zusammenspiel der dezentralen Anlagen zuverlässig zu
koordinieren, sind neue Methoden zur Steuerung von Erzeugung und Verbrauch
notwendig. Dabei setzen die Forscher verstärkt auf sogenannte „naturanaloge“
Ansätze der Informatik, bei denen beispielsweise selbstorganisierende
Regelsysteme staatenbildender Insekten auf das höchst komplexe System der
Energieversorgung übertragen werden. Ein weiterer zentraler
Forschungsgegenstand ist das Stromverteilnetz selbst, das im Hinblick auf seine
Stabilität bei den neuen Betriebsweisen und der neuen Verwendung von
Betriebsmitteln untersucht wird.
Darüber hinaus untersucht SmartNord neue Mechanismen für Energiemärkte
– insbesondere im Hinblick auf koordinierte Verbünde kleiner Stromerzeuger, die
gemeinsam am Markt auftreten wollen. Vor dem Hintergrund der für Niedersachsen
wichtigen Rolle der Windenergie im Onshore- und Offshore-Bereich leisten neu zu
entwickelnde Prognosemodelle einen wichtigen Beitrag für einen optimierten und
stabilen Betrieb des Gesamtsystems.
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jürgen Appelrath, Sprecher des Energie-Bereichs im
OFFIS ergänzt: „In diesem Forschungsverbund spielt zu unserer Freude die
Energieinformatik eine tragende Rolle: Ohne moderne Informations- und
Kommunikationstechnik und neue Informatikmethoden ist das höchst komplexe
System unserer künftigen Stromversorgung nicht zu beherrschen. In SmartNord
werden wir in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus der elektrischen
Energietechnik hierzu neue Zugänge entwickeln.“
Für die Teilnahme an dem Forschungsverbund konnten sich Niedersächsische
Hochschulen mit ihren Konzepten bewerben. Nach der Begutachtung durch die
Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen wählte das MWK die teilnehmenden
Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus.